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Immer mehr Menschen liebäugeln mit assistiertem Suizid

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Bedingung für jede Freitodbegleitung ist, dass der sterbewillige Mensch den letzten Schritt - die Einnahme des Sterbemittels - selber vornehmen kann. Keystone

Jedes Jahr werden tausende Menschen Mitglied von Exit, der grössten Sterbehilfe-Organisation der Schweiz. Das vergangene Jahr war keine Ausnahme: 10'078 neue Mitglieder meldeten sich an. Wer das eigene Leben beenden will und bestimmte Kriterien erfüllt, kann die Dienste der Organisation in Anspruch nehmen.

Exit hatte Ende 2017 in der Deutschschweiz und im Tessin insgesamt 110’391 Mitglieder. In der Westschweiz waren es 26’205.

Im letzten Jahr beendeten 734 Menschen in der Deutschschweiz und im Tessin ihr Leben mit den Dienstleistungen von Exit. Im Jahr zuvor waren es 723. Die Zahlen für die Westschweiz werden erst Ende April publiziert.

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Was ist eine Sterbehilfe-Organisation? 

Die ersten Organisationen, die Menschen bei der Wahrnehmung ihres “Sterberechts” unterstützten, wurden vor rund 35 Jahren in der Schweiz gegründet. Dazu gehörten Exit, Dignitas, Ex International und Lifecircle. Die Organisationen setzen sich für Menschen ein, die zu einem Zeitpunkt ihrer Wahl sterben wollen, und sie unterstützen diese dabei. 

Wie sieht das Gesetz über Sterbehilfe in der Schweiz aus?

Das schweizerische Gesetz toleriert Sterbehilfe, wenn Patienten die Tat selbst begehen und Helfer kein persönliches Interesse an deren Tod haben. Die Beihilfe zum Suizid ist im Land seit den 1940er-Jahren legal.

Welche Voraussetzungen muss eine Person erfüllen, um Sterbehilfe zu erhalten?

  • verstehen, was sie tut
  • nicht im Affekt handeln und sämtliche Alternativen zum Freitod erwogen haben
  • einen dauerhaften Sterbewunsch haben
  • nicht von Dritten beeinflusst sein
  • den Suizid eigenhändig ausführen

Während Dignitas auch Menschen aus dem Ausland beim Suizid begleitet, unterstützt Exit nur Personen mit ständigem Wohnsitz in der Schweiz.

Sowohl Exit als auch Dignitas legen weitere Einschränkungen fest. Sie begleiten nur Menschen mit hoffnungsloser Prognose, mit unerträglichen Beschwerden oder unzumutbarer Behinderung.

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Wer entscheidet, wann es Zeit ist, zu gehen?

Dieser Inhalt wurde am veröffentlicht Zwei ältere Frauen erklären, warum sie ihr Leben beenden wollen, auch wenn sie nicht todkrank sind. Die Sterbehilfe-Organisation Exit will sich neu dafür einsetzen, dass betagte und lebensmüde Menschen wie Claire Müller und Rösli Wendel einen erleichterten Zugang zum Sterbemittel haben.

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Welche Leute sind Mitglied?

Bei Exit zum Beispiel sind die meisten Menschen, die sich für Sterbehilfe entscheiden, Frauen (60%). Das Durchschnittsalter lag im Jahr 2017 bei 78,1 Jahren, gegenüber 76,7 Jahren im Jahr 2016.

Die häufigsten Erkrankungen, bei denen Menschen Exit in Anspruch nahmen, waren Krebs im Endstadium, altersbedingte Mehrfachkrankheiten sowie chronische Schmerzen.

Die meisten Patienten von Exit kamen aus dem Raum Zürich (Sitz der Organisation), gefolgt von den Kantonen Bern, Aargau, St. Gallen, Basel-Stadt und Basel-Land. 

Wie häufig ist der assistierte Suizid?

2017 erkundigten sich 3500 Personen bei Exit über den assistierten Suizid – das sind 1000 mehr als 2014. Bei 1031 Mitgliedern wurden Abklärungen für eine Hilfe beim Freitod getroffen. 2016 waren es 991 so genannte Akteneröffnungen.

Die Zahl der unterstützten Suizide ist nach Angaben von Exit jedoch nach wie vor gering. Sie macht nur etwa 1,5% aller 66’000 Todesfälle in der Schweiz pro Jahr aus.

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