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Selten in Saudi-Arabien: Gericht gibt Frau in Zwist mit Vater Recht

Eine 24-jährige Frau aus Saudi-Arabien hat sich mit Hilfe eines seltenen Gerichtsentscheids aus der Vormundschaft ihrer männlichen Verwandten befreien können. (Symbolbild) KEYSTONE/AP/HASAN JAMALI sda-ats

(Keystone-SDA) Mit einer für Saudi-Arabien ungewöhnlichen Gerichtsentscheidung hat sich eine junge Frau aus der Vormundschaft ihrer männlichen Verwandten befreien können. Die 24-Jährige setzte sich vor einem Gericht in Dschiddah gegen ihren Vater durch und erhält nun den Reisepass.

Der Vater hatte sich geweigert, für sie einen Pass zum Antritt eines Auslandsstudiums zu beantragen. Die Richter entschieden, dass ihr ein Pass zustehe und der Vater diesen besorgen müsse, wie Medien am Donnerstag berichteten.

Frauen in Saudi-Arabien stehen rechtlich eigentlich unter der Vormundschaft männlicher Verwandter oder des Ehemanns. Ohne deren Zustimmung dürfen sie beispielsweise nicht verreisen. Bei dem Fall in Dschiddah hatte die Klägerin geltend gemacht, dass sie zehn Jahre bei der Mutter gelebt und den Vater seit sechs Jahren nicht gesehen habe.

In den sozialen Medien des konservativen Königreichs wurde lebhaft über die Gerichtsentscheidung diskutiert. Einige besonders repressive Regeln für Frauen waren in den vergangenen Monaten gelockert worden. Dies ist Teil der Reformpolitik, mit der Kronprinz Mohammed bin Salman den Ölstaat liberalisieren und modernisieren will. So dürfen Frauen etwa seit Juni selbst Auto fahren.

Saudi-Arabien ist vom Wahhabismus geprägt, einer besonders strengen und traditionellen Auslegung des Islam. Frauen müssen in der Öffentlichkeit weite Abajas tragen, die ihren Körper vollständig verhüllen.

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