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L’Oréal-Erbin und Milliardärin Liliane Bettencourt ist tot

Ihre Verdienste gerieten zuletzt wegen der Bettencourt-Affäre in den Hintergrund, nun ist Liliane Bettencourt im Alter von 94 Jahren verstorben. (Archiv) KEYSTONE/EPA/HORST OSSINGER sda-ats

(Keystone-SDA) L’Oréal-Erbin und Milliardärin Liliane Bettencourt ist tot. Sie verstarb am Mittwochabend im Alter von 94 Jahren. Bettencourt galt mit einem geschätzten zweistelligen Milliardenvermögen als reichste Frau der Welt. Im hohen Alter wurde sie zu einer tragischen Figur.

Bettencourt sei “friedlich” zu Hause verstorben, teilte ihre Tochter Françoise Bettencourt Meyers am Donnerstag mit.

Die lebenslustige Erbin stand jahrelange im Mittelpunkt von Affären, die in Frankreich viele Schlagzeilen machten. Die sogenannten Bettencourt-Affäre war im Jahr 2007 durch eine Klage der Tochter der reichsten Frau Frankreichs ausgelöst worden. Sie verdächtigte das Umfeld ihrer greisen Mutter, die Milliardärin auszunutzen.

Die Angeklagten sollten der seit 2006 an Demenz leidenden Multi-Milliardärin über Jahre hinweg insgesamt mehrere hundert Millionen Euro aus der Tasche gezogen haben.

Erst im Mai war ihr langjähriger Vertrauter François-Marie Banier zu drei Jahren Haft verurteilt worden. Sechs Monate davon setzte das Gericht in Bordeaux zur Bewährung aus. Der Jetset-Fotograf soll die Demenzerkrankung von Bettencourt für sich ausgenutzt haben. Sie stand seit 2011 unter Vormundschaft ihres Enkels.

De frühere Wahlkampfmanager des Ex-Präsidenten Nicolas Sarkozy, Eric Woerth, war von dem Gericht freigesprochen worden. Ihm war vorgeworfen worden, Schwarzgeld für Sarkozys Wahlkampf 2007 angenommen zu haben. Sarkozy amtierte von 2007 bis 2012. Ein eingeleitetes Verfahren gegen Sarkozy selbst war 2013 wegen Mangels an Beweisen eingestellt worden.

Verdienste traten in den Hintergrund

Die grossen Verdienste der reichsten Frau Frankreichs waren angesichts der vielen Affären in den Hintergrund gerückt. Dazu gehört die 1987 gegründete Stiftung Bettencourt Schueller, die Wissenschafts- und Kulturprojekte fördert, aber vor allem ihr Einsatz für den Kosmetikkonzern. Bettencourt war Tochter des Gründers von L’Oréal, Eugène Schueller.

Das Unternehmen wird mittlerweile von den nachfolgenden Generationen kontrolliert. Kurz vor Bettencourts 89. Geburtstag im Jahr 2011 verfügte ein Gericht die Entmündigung der L’Oréal-Erbin, ihr Enkel Jean-Victor Meyers wurde zum Vormund bestellt. “Sie wollen mich einsperren”, hatte die Seniorin zuvor einer Zeitung erklärt – und gedroht, im Fall der Entmündigung auszuwandern. Es war das letzte öffentliche Aufbegehren.

Bettencourt stand nach der Forbes-Liste an Stelle 14 der reichsten Menschen der Welt. Ihr Vermögen wurde im März auf 33 Milliarden Euro geschätzt. Bettencourt wäre am 21. Oktober 95 Jahre alt geworden.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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