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Die Schweiz will Chinas Bankier werden

Finanzminister Ueli Maurer reiste vergangene Woche nach China, um für den Schweizer Finanzplatz zu werben. Keystone

Es geht um eine Wiederbelebung der Seidenstrasse mit modernen Mitteln, um Milliardeninvestitionen, um ein neues Band, das von China bis zum europäischen Kontinent reichen soll. Im Mai lädt Chinas Staatschef Xi Jinping zum "Belt and Road Forum" nach Peking. Autokraten wie Putin, Erdogan und Lukaschenko werden dort sein und weitere 25 Staatschefs, die meisten aus ärmeren Ländern. Sie hoffen auf Geschäfte. Die Schweiz entsendet Bundespräsidentin Doris Leuthard. Ihr Angebot ist das Banking.

Wie wichtig China für den Schweizer Bankenplatz geworden ist, zeigte bereits der Besuch des Schweizer Finanzministers Ueli Maurer letzte Woche. Maurer besuchte Minister, Behörden, staatliche Institutionen und Vertreter der Finanzwelt. In den Gesprächen ging es um gute Rahmenbedingungen zur Förderung von Innovationen im Finanzsektor mit Blick auf bilaterale Investitionen und Finanzdienstleistungen.

In einem Interview mit dem Sender China Global Television Network (CGTN) sagte Maurer, dass die Schweiz die Beziehungen mit China im Finanzwesen stärken wolle. Es gehe um die Erweiterung der Finanzmärkte und den Austausch von Wissen in der Finanztechnologie.

“In den vergangenen drei Jahren tauschten wir uns regelmässig mit China über Finanzfragen aus. Wir werden diesen Austausch fortführen, mit konkreten Investitionsprojekten wie zum Beispiel ‘One Belt One Road’. Wir interessieren uns für eine Kooperation mit China in den Bereichen der Finanztechnologie und der Bankenbeaufsichtigung”, so Maurer.

Finanzbeziehungen vertiefen

Nach Angaben der chinesischen Zeitung Global Times, äusserten Vertreter des Finanzdepartements ihre Hoffnung, dass China seinen Finanzsektor mehr öffnen werde. “Die Schweiz ist bereit, sich an Pilotprojekten im Öffnungsprozess Chinas zu beteiligen”, so Maurer. Das Land geniesse einen guten Ruf in Bezug auf den Finanzsektor und verfüge über geeignete Massnahmen im Risiko-Management.

Jörg Gasser, Staatssekretär für internationale Finanzfragen, begleitete Maurer nach China. Beide Länder seien sich über eine weitere Öffnung des Finanzsektors einig, sagte er der Zeitung Global Times. Allerdings sei der Öffnungsgrad der beiden Länder unterschiedlich. “Der Schweizer Finanzmarkt ist fast zu 100% offen für ausländische Finanzdienstleistungsanbieter”, so Gasser. Er hoffe, dass China seinen Markt für ausländische Firmen weiter öffnen werde.

Alexandre Zeller, Verwaltungsratspräsident der Credit Suisse, sagte der Zeitung Shanghai Daily, dass die zweitgrösste Schweizer Bank mit Blick auf das Kreditmanagement Wissen mit chinesischen Finanztechnologie-Firmen austauschen wolle. Auch wolle Credit Suisse auf die steigende Nachfrage aus China reagieren, Obligationen in der Schweiz auszugeben und Anteile von Schweizer Firmen zu kaufen.

“Belt and Road”

Finanzminister Maurer hob auch die “Belt and Road Initiative” hervor, eine Entwicklungsstrategie, die auf wirtschaftliche Kooperation und Handel fokussiert, in erster Linie zwischen China und Ländern in Eurasien. Maurer sagte, die Schweiz sei bereit, in diesem Rahmen mit China zusammenzuarbeiten, insbesondere in den Bereichen Finanzierung, Risikokontrolle und Versicherung.

Staatssekretär Gasser präzisierte: Angesichts der Grösse der “Belt and Road Initiative”, wolle die Schweiz zuerst Chinas Pläne kennen, bevor sie sich an der Initiative konkret beteilige, beispielsweise mit Infrastrukturprojekten oder Risikokontrollen im Finanzsektor.

Die Schweizer Bundespräsidentin Doris Leuthard bestätigte, dass sie am “Belt and Road Forum” für internationale Kooperation in Peking teilnehmen werde. Dieses findet am 14. und 15. Mai statt.

(Übertragung aus dem Englischen: Kathrin Ammann)

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