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Schuften auf Abruf: Eine ganz andere Hüttengeschichte

Recherchen der Fernsehsendung "Kassensturz" zeigen, wie ein Bergrestaurant Gastarbeiter ausnutzt. Statt den versprochenen 100 Prozent können Angestellte nur rund 5 Stunden pro Tag arbeiten. Ein Angestellter muss in einem Kämmerchen hausen, das lediglich 6 Quadratmeter gross ist.

Der 34-jährige Ladislav Schwartz aus Tschechien arbeitet über die Wintermonate im Berner Oberland. Als er den Vertrag mit dem Pisten-Restaurant Horneggli unterschrieb, hatte er die Absicht, möglichst viel zu arbeiten und gutes Geld zu verdienen.

Ihm sei vor Vertrags-Unterzeichnung gesagt worden, dass er 100 Prozent arbeiten könne. Und so rechnete er sich aus, dass ihm mit seinem Stundenlohn Ende des Monats 2500 Franken bleiben würden. Das sei ausschlaggebend gewesen für seinen Entscheid.

Doch Ladislav Schwartz wurde bitter enttäuscht: Die Betriebszeiten des Restaurants waren kürzer als erwartet. Er konnte im Schnitt nur gerade fünf Stunden pro Tag arbeiten. Und das jeweils auf Abruf. Im Dezember konnte er daher nur 14 Tage arbeiten. Sein magerer Netto-Lohn für diese Zeit: 756 Franken.

Auf den Magen schlagen Ladislav Schwartz auch die unwürdigen Verhältnisse, in denen er im Horneggli leben muss: In seinem Sechs-Quadratmeter-Zimmer bleibt nicht einmal Platz für ein Tischchen. Aufrecht stehen ist nicht möglich: Das Zimmer ist nur 1.73 Meter hoch.

Die Unterkunft ist kleiner als die meisten Gefängniszellen im Land, doch der Arbeitgeber zieht dafür von Ladislav Schwartz’ Lohn 345 Franken pro Monat Miete ab. 

Die Kappeler Gastro AG, die das betreffende Restaurant betreibt, will zu den Fragen von “Kassensturz” nicht öffentlich Stellung nehmen und bestreitet alle Vorwürfe. Die Verträge würden alle gesetzlichen Bestimmungen erfüllen.

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SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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