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Zufällig gewählte Chefs sind besser als selbstbewusste

Wer von sich überzeugt ist, greift weniger auf die Expertise seines Teams zurück. (Symbolbild) KEYSTONE/CHRISTIAN BEUTLER sda-ats

(Keystone-SDA) Forschende der Uni Freiburg haben in einem Experiment untersucht, wie gut verschiedene Typen von Chefs mit ihrem Team Aufgaben lösen. Zufällig gewählte Anführer schnitten dabei besser ab als selbstbewusste.

Forschende um Berno Büchel von der Universität Freiburg haben ein Experiment durchgeführt, das viele Angestellte mit selbstbewussten Chefs interessieren dürfte: Wenn der Anführer glaubt, sich gut auszukennen, erzielt das Team schlechtere Ergebnisse als mit einem zufällig gewählten Chef. Davon berichten der Schweizerische Nationalfonds (SNF) und die Akademien der Wissenschaften Schweiz in der aktuellen Ausgabe ihres Magazins “Horizonte”.

In einer ersten Stufe des Experiments stellten Büchel und sein Team über 170 Probanden acht Schätzfragen, etwa in der Art “Wie viel Prozent der Erdoberfläche sind mit Wasser bedeckt?”. Neben der Antwort mussten die Teilnehmenden auch ihre Unsicherheit angeben. So konnten die Forschenden feststellen, wer gut Bescheid wusste und wer nicht, und wer nur glaubte, sich gut auszukennen.

Für eine zweite Stufe teilten die Wissenschaftler Viererteams ein und bestimmten einen Teamchef. Ein Teil der Teams bekam jeweils einen selbstbewussten Anführer, dessen Unsicherheit besonders klein war. Ein weiterer Teil erhielt einen kompetenten Chef, dessen Antworten aus der ersten Stufe besonders gut waren. Bei einem dritten Teil wählten die Forschenden zufällig einen Chef.

Dann stellten sie den Teams Fragen aus den gleichen Themengebieten, und zwar mehrfach hintereinander. Die Anführer konnten die Antworten ihrer Teammitglieder einsehen und ihre Antwort Runde um Runde anpassen, hiess es im “Horizonte”-Artikel. Die Teammitglieder konnten jeweils nur die Antwort des Chefs einsehen. So konnten die Wissenschaftler feststellen, wie stark sich der Chef vom Team und das Team vom Chef beeinflussen liess.

Insgesamt schlossen die Teams mit selbstbewussten Chefs schlechter ab. “Diese Leader haben zu viel Einfluss im Verhältnis zur Expertise des Teams”, erklärte Büchel. Zufällig gewählte Chefs würden hingegen vom Team weniger überschätzt, und diese Anführer achteten mehr auf die Meinung des Teams. Das sei eine wichtige Führungskompetenz.

Indem die zufällig gewählten Anführer mehr auf die Expertise ihres Teams zurückgriffen, erzielten diese Teams ein gleich gutes Ergebnis wie diejenigen mit kompetenten Teams. “Es hat Vorteile, Führungspersonen zufällig zu wählen”, fasst Büchel zusammen. “Die hören besser zu.”

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