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Schüler gehen statt zur Schule für das Klima auf die Strasse

Mehrere hundert Jugendliche gingen in Luzern für das Klima auf die Strasse anstatt in die Schule. KEYSTONE/URS FLUEELER sda-ats

(Keystone-SDA) Schülerinnen und Schüler sind am Freitag in 16 Schweizer Städten für das Klima auf die Strasse statt zur Schule gegangen. Mit dem Schwänzen fordern die laut den Organisatoren insgesamt rund 22’000 Jugendlichen Taten in der Klimapolitik.

In Lausanne beteiligten sich rund 8000 Schüler und Studenten am “Marsch für das Klima”. Statt nach der 10-Uhr-Pause ins Schulzimmer zurückzukehren, schulterten die Jugendlichen Rucksäcke und Spruchbänder, mit denen sie pfeifend und skandierend durch die Innenstadt zogen, um für mehr Klimaschutz zu demonstrieren.

Greta Thunberg als Vorbild

In anderen Schweizer Städten taten es ihnen junge Leute gleich. Ihr Vorbild ist die junge Schwedin Greta Thunberg, die jeden Freitag die Schule schwänzt, um für eine Reduktion des CO2-Ausstosses zu demonstrieren. Mittlerweile hat sie weltweit Nachahmer.

In Genf protestierten rund 4000 Jugendliche am Nachmittag gegen die Untätigkeit der Regierungen angesichts der Klimaerwärmung. Vom Strassenrand her applaudierten Passanten. Ein Teil der Demonstrierenden hielt eine Schweigeminute für das Klima ab. Ein Schüler rief dazu auf, auf lokaler Ebene etwas in Bewegung zu bringen.

In Zürich nahmen nach Angaben der Juso der Stadt Zürich mindestens 2000 Schülerinnen und Schüler am Klimastreik teil. Die Stadtpolizei Zürich dagegen sprach von mehreren hundert Personen.

Auf dem Berner Waisenhausplatz versammelten sich schätzungsweise 1000 Jugendliche, statt die Schulbank zu drücken. Viele trugen fantasievoll verzierte Transparente mit sich. Eine junge Frau hatte einen Eisbären aus Karton ausgeschnitten. “Ihr schmelzt meine Zukunft”, war auf dem Transparent zu lesen.

Ein deutlich jüngerer Schüler stand mit einem kleinen, selbstgebastelten “Transpi” da und forderte darauf keck: “Make climate great again”, in Anlehnung an den bekannten Wahlkampfslogan von US-Präsident Donald Trump.

“Weil ihr uns die Zukunft klaut”

In Basel beteiligten sich mehrere hundert Jugendliche am Klimastreik. Die Schweiz müsse bis 2030 klimaneutral sein, forderten sie unter anderem. In Luzern beteiligten sich geschätzte 350 Schülerinnen und Schüler am bewilligten Zug.”Wir sind hier, wir sind laut, weil ihr uns die Zukunft klaut!”, skandierten sie.

Vor dem Bahnhof Aarau forderten schätzungsweise 300 Schülerinnen und Schüler eine engagierte Klimapolitik. In Reden und Sprechchören forderten sie “Klimaschutz – jetzt” und “Öl-Lobbyisten – ab id Chischte”. Die jungen Leute hielten eine Schweigeminute ab für von der Erderwärmung gefährdete Staaten wie Bangladesch.

In Sitten und in Biel gingen je etwa 300 Gymnasiasten und Schüler auf die Strasse. In Freiburg liessen sich über 1000 und in Neuenburg rund 1500 Jugendliche mobilisieren. Die jungen Neuenburger überbrachten der Staatskanzlei eine Resolution.

Die Erziehungs- und Schuldepartemente hatten unterschiedlich reagiert auf die Ankündigung der Jugendlichen, für die Klima-Kundgebungen die Schule sausen zu lassen.

Schwänzen wird nicht toleriert

An den Zürcher Kantonsschulen zeigten die Schulleiter grundsätzlich Sympathie gegenüber dem Anliegen. Eine Auseinandersetzung mit dem Thema gehöre zum Auftrag der Schulen, schrieb der Präsident der Schulleiterkonferenz. Einfach toleriert wurde Schwänzen aber nicht.

“Absenzen werden gemäss Disziplinarreglement pädagogisch sinnvoll und angemessen behandelt”, schrieb die Schulleiterkonferenz. Härte demonstrierte das St. Gallen Bildungsdepartement – im Ostschweizer Kanton hatten Schüler bereits zwei Mal gestreikt. Eine Teilnahme am Streik vom Freitag galt in St. Gallen als unentschuldigte Absenz.

Mehrere hundert Schüler versammelten sich dennoch in den St. Galler Strassen, manche nahmen indes nicht mehr am Streik teil. In Basel sagte ein Sprecher des Erziehungsdepartements, dass eine Bewilligung für das Fehlen im Interesse der Streikenden liege. “Sonst wäre es ja kein Streik.”

In Genf wurde das Klima-Streiken am Vormittag nicht erlaubt. Am Nachmittag dagegen stand es den Lehrkräften frei, Bürgeraktivitäten zu planen. Minderjährige, die am Nachmittag an eine Kundgebung wollten, mussten die Unterschrift der Eltern vorlegen. Angekündigte Prüfungen mussten die Schüler allerdings auch am Nachmittag ablegen.

www.climatestrike.ch

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