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Anschlag in Tram in Utrecht: Drei Tote und neun Verletzte

Nach einer Schiesserei in Utrecht ist die Terroreinheit der Polizei am Tatort. KEYSTONE/EPA ANP/ROBIN VAN LONKHUIJSEN sda-ats

(Keystone-SDA) Terroralarm in Utrecht: Bei einem Anschlag in einem Tram in der niederländischen Grossstadt sind am Montagmorgen drei Menschen getötet worden. Neun weitere seien verletzt worden, drei von ihnen schwer, sagte Bürgermeister Jan van Zanen in einer Videobotschaft.

“Wir gehen von einem terroristischen Motiv aus.” Die Polizei fahndet nach einem 37-jährigen Mann, der in der Türkei geboren sein soll. Gökmen Tanis sei auf der Flucht.

“Unser Land ist heute durch einen Anschlag aufgeschreckt worden”, sagte der niederländische Ministerpräsident Mark Rutte. Gewalt habe unschuldige Menschen getroffen. “Ein Terrorakt ist ein Angriff auf unsere Zivilisation.” Es werde alles versucht, um den oder die Täter zu fassen. “Wir werden nie vor Intoleranz weichen”, sagte der Mitte-Rechts-Politiker.

Menschen sollen in Häusern bleiben

Die Stadtverwaltung forderte die Menschen in Utrecht dazu auf, ihre Häuser nicht zu verlassen. Weitere Zwischenfälle seien nicht ausgeschlossen. Zuvor hatte die zuständige Behörde bereits die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen. In Deutschland verstärkte die Bundespolizei an der Grenze zu den Niederlanden ihre Kontrollen an Strassen und in Zügen.

Die niederländische Polizei veröffentlichte auch Namen und Foto des verdächtigen Mannes aus der Strassenbahn. Wer Gökmen Tanis sehe, solle sich ihm nicht nähern, sondern die Polizei rufen. Darüber hinaus entdeckte die Polizei ein nach dem Anschlag gesuchtes, rotes Fahrzeug. Zuvor hatte es geheissen, es würden Berichte geprüft, wonach ein Verdächtiger mit einem roten Auto geflohen sein soll.

Aus einer Wohnung sicherte die Polizei Beweismaterial. Bei einem weiteren Einsatz in einem anderen Wohngebäude auf der anderen Seite des Tatorts seien angeblich zwei Menschen festgenommen worden, berichtete ein Reporter eines TV-Senders. Die Polizei sperrte eine Strasse ab.

Nur ein Anschlagsort

Mitglieder einer Anti-Terror-Einheit drangen nach Berichten niederländischer Reporter in eine Wohnung ein. Schüsse seien nicht zu hören gewesen. “Was wir auf jeden Fall wissen, ist, dass ein Täter auf der Flucht ist”, sagte Pieter-Jaap Aalbersberg, der nationale Koordinator für Terrorismus-Bekämpfung.

Die genauen Hintergründe des Vorfalls waren zunächst unklar. Laut Polizei wurde nur an einem Ort geschossen. Die Gemeinde Utrecht richtete eine Telefon-Hotline ein.

Nach Angaben der Polizei fielen die Schüsse gegen 10.45 Uhr. Einsatzkräfte seien vor Ort, hiess es, unter anderem seien drei Helikopter im Einsatz.

Uni und Kitas schliessen Türen

Aus Sicherheitsgründen schloss die Universität ihre Türen. Alle Studenten wurden aufgefordert, in den Uni-Gebäuden zu bleiben. Gleiches galt für alle Schulen und Kitas in Utrecht. Alle Kinder und Mitarbeiter sollten in den Gebäuden bleiben.

Die Behörden riefen Eltern dazu auf, ihre Kinder vorerst nicht abzuholen. Im niederländischen Regierungszentrum, dem Binnenhof in Den Haag mit dem Parlament und dem Amtssitz des Ministerpräsidenten, wurde die Polizeipräsenz verstärkt.

Der niederländische Rechtspopulist Geert Wilders geht ebenfalls von einem Terrorakt aus. Wilders sagte im niederländischen Fernsehen, es sehe nach einem “Terroranschlag mit unschuldigen Opfern” aus.

Der Vorfall ereignete sich im Westen der Stadt, etwa ein Kilometer entfernt von der Altstadt. Utrecht liegt etwa 75 Kilometer entfernt von der deutschen Grenze und hat etwa 350’000 Einwohner.

SWI swissinfo.ch - Zweigniederlassung der Schweizerischen Radio- und Fernsehgesellschaft

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